Es gibt im Internet Beratungsangebote für vielfältige Themen und Probleme. Vor allem die Probleme der Jugendlichen finden eine große Beachtung. Beziehungsprobleme, Fragen zur Sexualität, Mobbing in der Schule, Probleme mit dem eigenen Körper und andere typische Sorgen werden in Foren und Chats thematisiert (Dopatka & Bisterfeld 2008; Brunner 2005; Armbrust 2004; Borchers 2004). Auch die Eltern werden beraten. Es gibt Angebote, die Erziehungshilfen geben und bei Krisen intervenieren. Auch Essstörungen spielen, als Problem für alle Altersgruppen, eine große Rolle im Themenfeld der Onlineberatung.

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In diesem Zusammenhang soll die Differenzierung zwischen psychologischer, pädagogischer und psychosozialer Beratung erläutert werden. So können Schulprobleme sowohl aus psychosozialer, als auch aus pädagogischer Sicht gedeutet werden. Der Umgang mit Lehrern und Mitschülern kann sich genauso problematisch auswirken, wie Probleme mit dem Erfassen und Verstehen des Lernstoffes. Ersteres würde als psychosoziales Problem definiert werden, letzteres würde im weiten Sinne unter eine pädagogische Beratung fallen.

Die Abgrenzung zwischen den Beratungsformen ist allerdings nicht klar gesteckt. Die Lernprobleme können ja genauso durch die Schwierigkeiten im Umgang mit den Lehrern entstehen, also einen psychosozialen Ursprung haben. Beides kann aber auch als psychologisches Phänomen verstanden werden. Es wird also keine klare Unterscheidung zwischen psychosozialer, pädagogischer und psychologischer Onlineberatung anhand der besprochenen Inhalte und verwendeten Methoden geben. Die psychologische Beratung im Internet kann lediglich anhand einiger festgelegter Qualitätskriterien abgegrenzt werden. Diese erlauben es zum Beispiel nur diplomierten Psychologen, Onlineberatung anzubieten (Andermatt 2003).

Psychosoziale Probleme von Erwachsenen werden in verschiedenen Lebenshilfeangeboten angesprochen. Hier können Schwierigkeiten angerissen werden, die im Zusammenhang mit Aids oder anderen chronischen Erkrankungen auftreten (Bock 2007). Die Grenzen zur Gesundheitsberatung sind dabei fließend. Auch hier kann das Problem aus verschiedenen Sichtweisen betrachtet werden. Die gesundheitlichen Einschränkungen könnten in einer Gesundheitsberatung thematisiert werden. Die daraus erwachsenden psychischen Probleme, wie Unsicherheit oder Zukunftsangst, bedürfen eher einer psychologischen Beratung.

Eine Aids-Erkrankung kann zudem Probleme mit dem sozialen Umfeld mit sich bringen. Menschen, die vorher engen Kontakt gepflegt haben, können sich plötzlich von dem HIV-Patienten abwenden. Im beruflichen Umfeld können ebenfalls Probleme mit den Mitmenschen auftauchen, die wiederum psychische Beeinträchtigungen bei den Betroffenen nach sich ziehen. Diese Umstände würden eher aus einer psychosozialen Sichtweise betrachtet werden.

Es gibt auch Dienste, die sich auf die Prävention von und das Leben mit psychischen Erkrankungen spezialisiert haben und von Krankenkassen betrieben werden. Depressionen, Essstörungen und seltene chronische Erkrankungen werden bei diesen Beratungsangeboten thematisiert (Risau 2005). Schlafstörungen, chronische Kopfschmerzen und stressbedingte Störungen gehören ebenso in das umfangreiche Portfolio der Onlineberatung (Haberstroh u. a. 2007). Ein großer Vorteil der niedrigschwelligen Beratung im Internet besteht zudem darin, dass Personen erreicht werden, die wegen ihrer Sorgen eigentlich keine Hilfe in Anspruch nehmen würden. Dabei handelt es sich in erster Linie um Probleme mit einem nicht-klinischen Charakter (Klapproth & Niemann 2000).

Diese können einfache Kontaktschwierigkeiten, persönliche Selbstzweifel oder leichte Depressionen umfassen. Betroffene würden bei diesen Problemen in den seltensten Fällen von sich aus den Weg in eine ambulante Beratungsstelle in Betracht ziehen. Solche einfachen Sorgen könnten sich über einen längeren Zeitraum zu ernst zu nehmenden psychischen Störungen entwickeln. Der Weg in eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung kann dann die Folge sein. Die Nutzung von Internetberatung könnte solchen Entwicklungen entgegenwirken.

Paar- und Eheprobleme, Jugendliche



Weitere Dienste bieten Onlineberatung bei Paar- und Eheproblemen an (Lang 2005a). Diese Probleme könnten aus einer psychosozialen Sicht bearbeitet werden. Dabei würden vor allem die Komplikationen einfließen, die sich aus dem Zusammenspiel der Eheleute und der Kommunikation untereinander ergeben. Sobald die Erziehung der Kinder und die daraus resultierenden zwischenmenschlichen Probleme in den Mittelpunkt treten, kann auch eine pädagogische Sicht angebracht sein. So wird auch Familienberatung im Internet realisiert, in der die Kinder aktiv einbezogen werden. Solche Sitzungen können im Online-Setting auch durchgeführt werden, wenn sich die Klienten nicht im gleichen Zimmer mit dem jeweiligen Partner aufhalten wollen oder können.

Per Videokonferenz ist das Zuschalten der einzelnen Teilnehmer auch von einem völlig anderen Ort aus möglich (Eichenberg & Laszig 2003). Ähnliches gilt für eine Beratung per E-Mail oder Chat. Bei der klassischen Beratung hätte die geografische Distanz der Teilnehmer oder der Wunsch, nicht mit dem ehemaligen Partner im selben Raum zu sitzen, den Berater dazu genötigt, Einzelsitzungen mit den Klienten abzuhalten. Eine wirksame Beratung für Beziehungsprobleme wird in Einzelsitzungen aber nur schwer möglich sein. Das virtuelle Setting kann hier vielmehr dazu beitragen, mögliche Streitigkeiten zu regulieren oder gar nicht erst aufkommen zu lassen. So können die Partner ihre Antworten in einem E-Mail Austausch überdenken, was ein Aufflammen des Streits durch unüberlegte Aussagen verhindern kann (Eichenberg & Laszig 2003).

Die internetgestützte Beratung kann aus pädagogischer Sicht verschiedene Hilfestellungen bieten. Jugendliche können bei Lernproblemen oder anderen schulischen Sorgen beraten werden. Die Eltern können dagegen bei der Erziehung ihrer Kinder unterstützt werden. Das Internet bietet die Möglichkeiten, dies über Informationsangebote und den Austausch in Foren und Chaträumen zu gewährleisten. Bei individuellen Schwierigkeiten bietet sich dazu eine fallbezogene Beratung an. Mit einem Berater können auch im Online-Setting grobe Erziehungsstrategien abgesteckt oder Möglichkeiten der Motivation erörtert werden. Die fließenden Übergänge in eine psychologische oder psychosoziale Beratung sind auch hier zu bedenken. So spielt die Motivation als psychologisches Phänomen etwa nicht nur für die Kinder eine Rolle, sondern auch für die Eltern, die Gefahr laufen, ihren Elan bei der Erziehung der Heranwachsenden zu verlieren (bke-Projektgruppe Online-Beratung 2004).


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