In den Anfangsjahren des Internet konnte die Hauptnutzergruppe als „jung und männlich“ definiert werden (Döring 2000, S. 532). Was die Nutzung von psychologischen, psychosozialen oder pädagogischen Beratungsangeboten anbelangt, so waren und sind hier eher Frauen vertreten. 60 Prozent der Nutzer von Telefonberatung und ähnlichen Diensten sind weiblich (ebenda). Das Internet wird dagegen, was die allgemeine Nutzung betrifft, nach wie vor von männlichen Nutzern dominiert. 69 Prozent der männlichen Bevölkerung ist aktuell im Internet aktiv. Dagegen bewegen sich nur 56 Prozent der Frauen in den virtuellen Räumen (ARD/ZDF-Onlinestudie 2007).

Verteilung der Geschlechts bei Beratung im Internet

Es ist also anzunehmen, dass mit Online-Beratungsangeboten mehr Männer erreicht werden, als dies im Offline-Setting der Fall ist. Gerade junge Männer werden von klassischen Angeboten nicht angesprochen (Armbrust 2004). Eine internetgestützte Beratung würden diese Personen viel eher akzeptieren, da es ihren täglichen Gewohnheiten entgegenkommt. Bei Jugendlichen ist es die Zeit der Pubertät, die große Verwirrungen und dadurch auch großen Beratungsbedarf mit sich bringt. Es wird vermutet, dass Mädchen in dieser Zeit früher bereit sind, sich Beratern mitzuteilen und „ihre Probleme zeitlich eher kommunizieren als Jungen“ (Brummel 2008, S. 10). Es scheint aber, dass in der spätpubertären Phase weibliche und männliche Jugendliche gleichermaßen bereit sind, Angebote der Onlineberatung wahrzunehmen (ebenda).

Tatsächlich können einige Dienste sogar auf eine größere Nachfrage von Seiten männlicher Klienten zurückblicken. Das belegen deskriptive Erhebungen aus dem Jahr 2001 (Stumpp 2001). Die Ergebnisse stammen hier aber aus einer Zeit, in welcher der männliche Anteil der Internetnutzer noch deutlich über dem der weiblichen lag. Andere Angebote im Bereich der Onlineberatung haben einen deutlich höheren Anteil an Nutzerinnen (Borchers 2004). Es sind also keine endgültigen Aussagen über die Verteilung der Geschlechter möglich.

Viel hängt auch von der Art der Werbung für ein bestimmtes Angebot ab. Je nachdem, in welchem Umfeld Klienten geworben werden, wird sich auch das Resultat unterschiedlich gestalten. Eine E-Mail-Beratung, die lediglich in einem Forum für werdende Mütter angekündigt wird, sollte eine dementsprechend strukturierte Klientel haben. Internationale Studien besagen allerdings, dass eine deutliche Mehrheit der Adressaten von allgemeiner Onlineberatung Frauen sind (Chester & Glass 2006, Leibert u. a. 2006). Da die Beratung über Internetdienste im englischsprachigen Raum bereits eine größere Akzeptanz und deutlich mehr Nutzung erfährt als in Deutschland, können diese Statistiken vielleicht als allgemeingültiges Phänomen interpretiert werden, was für eine mehrheitliche Nutzung durch Klientinnen auch in Deutschland sprechen würde.

Diese Überlegungen würden sich mit der These decken, dass Frauen viel niedrigere Hemmschwellen in Bezug auf die Nutzung von Beratungsangeboten haben. Das trifft zum einen für die Kontaktaufnahme und Zusammenarbeit mit ambulanten Diensten zu. Zum anderen scheint sich für den Bereich der Onlineberatung ein ähnliches Bild abzuzeichnen. Auch hier haben weibliche Nutzer deutlich weniger Hemmungen (Brummel 2008, S. 10).


Sozialer Status und Bildung von Klienten der Onlineberatung